Kulturdenkstätten ist ein Wort, das von Ursula Heindl ganz bewusst für ihre Ausstellung gewählt wurde. Das Wort steht nicht im Duden, es ist zusammengesetzt aus den Begriffen Kulturdenkmal und Gedenkstätten. Beides sind besondere Orte, zumeist Orte der Kontemplation, oftmals geweiht und sogar heilig; es kann sein, dass sie belagert und mit Blut erkämpft wurden, oder dass es Orte sind, die ihren genius loci nur durch eines ausdrücken – Stille. Einige von Ursula Heindls Bilder tragen die Namen solcher Kulturdenkstätten: Palitana ist eine stadtartige Tempelanlage der Jains, einer Religionsgemeinschaft in Gujarat, Indien; Samarra im heutigen Irak könnte die erste frühislamische Moschee sein und ist auch als Tempel Abrahams bekann; Vézelay ist ein Wallfahrtsheiligtum in Frankreich, dessen Klosterkirche Ausgangspunkt des 3. Kreuzzugs von Richard Löwenherz war; Saiho-ji, der für seinen Moosgarten berühmte buddhistische Tempel in Kyoto, Japan; Borobudur, ein buddhistischer Tempel in Java, Indonesien; Durhams Kathedrale gilt als das großartigste Monument normannischer Architektur in England; Chan Chan war die 28 km2 große Lehmhauptstadt des Chimú-Reiches an der peruanischen Pazifikküste; Abomey im heutigen Benin mit Königspalästen der lokalen Herrscher und Sklavenhändler.
Ohne an diese konkreten Orte zu denken, ohne sie sich in Gedanken 'auszumalen', malt Ursula Heindl ihre Bilder. Erst wenn sie fertig sind, werden die Arbeiten getauft; oftmals erst Monate später und der Konnex zu den geografischen Orten beruht dabei auf Ursula Heindls Intuition, basierend auf einen Zustand oder ein Gefühl, wie man an diesen besonderen Orten empfinden könnte. Dabei handelt es sich nicht immer nur um subtile Gefühle, manchmal sind es auch Wut und Zorn, welche die Verbindung von ihrer Malerei zum geographischen Ort darstellen. Das Spektrum ihrer Motivationen ist groß, so wie das Farbspektrum.
Innerhalb des Farbspektrums hat sich Ursula Heindl – genau so wie ein Wissenschaftler, der ja auch nicht in alle Richtungen forscht – auf die Farbe Rot spezialisiert. Nicht umsonst hat sie diese Farbe gewählt, denn Rot hat in der Natur oftmals eine Signalfunktion, ist die Lieblingsfarbe der meisten Kinder und hat in fast allen Kulturen eine ganz spezielle Bedeutungen (z. B. Blut, Reichtum, Freude, Leben, Geburt, etc.). Unter Verwendung aller Schattierungen von Rot liegt Ursula Heindls Fokus auf der Kraft der Natur, des Wassers, der Berge und der Wolken am Himmel. Mit großem Respekt, einer tiefen Liebe zur Natur und zum Licht sowie zur Farbe, sieht sie ihre Malerei als Gleichnis für diese Natur und damit als Wechsel und Wandel der natürlichen Kräfte und Energien. In Ursula Heindls Malerei wird die Natur als lebendiger Prozess dargestellt, dementsprechend sind manche ihrer Bilder dramatisch, während andere in sich ruhen und viele vereinen beide Elemente. Ihre Hauptmerkmale sind die Stärke und Ausdruckskraft der Farbe, die spannende Perspektive und der weitläufige Blick in die Ferne. |